Gefühlt gerade erst vom Rennen Frankfurt – Eschborn abgestiegen ging es am 2.Mai gleich mittags los in Richtung Weitra / Österreich zum Race around Niederösterreich. Das ist ein Rennen über 600Km von Weitra entlang der Grenze Niederösterreichs.
Dabei stand unsere Teilnahme am Montag noch auf der Kippe. Mein Teampartner musste mir gesundheitsbedingt absagen. Aber zum Glück ist Stefan eingesprungen und wir konnten starten. Klingt einfach? Nun, es war Montagmittag und Abfahrt nach Weitra war Donnerstag zu einem 600Km Rennen bei einer Wettervorhersage, die nass und kalt versprach. Trotzdem hatte ich innerhalb von 2 Stunden von Stefan die Zusage einzuspringen. DAAANKKEEE!!!!
Auf der Hinfahrt waren schon mal ein paar Hindernisse zu überwinden aber kurz vor 22:00 kamen wir dann doch gut an und stärkten uns erstmal im Brauhotel der ältesten Braustadt Österreichs - Weitra eben. Am nächsten Morgen ging es dann an die Vorbereitungen. Zuerst zur Registrierung, alle Startunterlagen abholen. Dann das Auto vorbereiten.
Hier mussten Warnleuchten installiert werden und die vorgeschriebenen Aufkleber angebracht und die Elektrik so vorbereitet werden, dass wir auch hinterher alles mit Strom versorgen konnten. Ach ja Tanken nicht vergessen, der Sprit muss ja für 600Km reichen.
Als nächstes waren die Räder dran. Je Rad mussten 25 reflektierende Aufkleber angebracht werden und natürlich Licht. So vorbereitet war die Abnahme durch die Rennorganisation dann kein Problem mehr.
Also rennfertig! Jetzt gönnen wir uns noch mal ein bisschen Schlaf, trinken einen Kaffee, essen noch eine Kleinigkeit und feuern die schon startenden Solofahrer an.
Bis dahin war das Wetter auch noch gut, es regnete zwar immer mal wieder aber es sollte trocken werden…na ja sollte, doch dazu später.
Dann schließlich um 22:09 ging es los. Kurz vorher ging es schon los mit heftigem Regen. Am Start wurden alle Fahrer dann noch kurz interviewed warum wir das denn tun würden?
„Weil wir Kinder mit angeborenen Herzfehlern und ihre Familien unterstützen wollen“ war die Antwort und auch wenn unsere Webadresse radeln-fuer-kinder.de nicht so richtig verstanden wurde, die positive Reaktion des Publikums auf unser Vorhaben war schon mal eine tolle Motivation gleich zum Start.
600Km und rund 6000 Höhenmeter lagen nun vor uns. Die Straßen patsch nass und die Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich – in anderen Worten es war A….kalt. Egal, da müssen wir durch. Die ersten Kilometer waren nur etwas wellig, ohne echte Berge, da konnten wir gleich ein paar Kilometer abspulen. Da es direkt in die Nacht ging, haben Stefan und ich uns entschieden erstmal einen 2 Stunden Rhythmus zu fahren.
Zwischendurch trafen wir immer mal wieder auf andere Teams, die wir entweder überholten oder von denen wir überholt wurden. Da waren schon Raketen unterwegs, die flogen nur so an uns vorbei. Bei einem anderen Team waren wir so ähnlich in der Geschwindigkeit, dass es eine Weile gedauert hat bis feststand wer wen überholt 🙂.
Apropos Überholen. Das ist gar nicht so einfach bei solchen Rennen.
A) Handelt es sich im Prinzip um ein 600KM langes Zeitfahren, Windschattenfahren ist also verboten und
B) In der Nacht musste der Radfahrer immer im Lichtkegel des Begleitfahrzeugs bleiben….Beides ist gar nicht so einfach miteinander vereinbar.
Aber wir hatten ja eine tolle Begleitcrew, die uns dirigiert, navigiert, verpflegt und im Verkehr gesichert, ja teils regelrecht mit dem Bus abgeschirmt hat. Und das 23:00 Stunden nonstop hinter einen Radfahrer her. Daher meinen ganz tiefen Dank und Respekt an Thom und Thorsten, ohne die so eine Aktion gar nicht möglich gewesen wäre.
So brachten wir die ersten rund 300Km gut und sauber hinter uns. Dann ging es in die Berge. Mit Semmering, Kalte Kuchl und Wastl am Wald – dort war mit 1110 Metern Höhe der ‚Gipfel‘ der Tour - folgte hier eine Steigung der anderen. Zudem hat es sich jetzt sauber eingeregnet und es ist einfach kalt und nass und bäh. Die Wechselzyklen hatten wir da auch schon auf 1 ½ bis 1 Stunde verkürzt. Dann an einem Schild mit 23% vorbeigefahren und gedacht „Nee jetzt, das ist aber nicht euer Ernst“ doch war es – ok also hoch da!!!
Ist auch eh besser als Abfahrten, da ist es nur kalt und rutschig.
Apropos kalt und nass….nach jedem Wechsel mussten wir erstmal raus aus den nassen Klamotten und sie irgendwie wieder trocken bekommen. Dabei erwies sich die Heizung des VW Busses in Kombination mit einem zum Wäscheständer umfunktionierten Ersatzrad als veritabler Wäschetrockner – Gott sei Dank.
So kamen wir mit jedem Berg dem Ziel näher und näher.
Schließlich so nahe, dass wir die letzten 10 Kilometer gemeinsam durch den Regen ins Ziel gefahren sind.
Allesamt erschöpft und müde, Stefan und ich zudem total durchfroren und dennoch glücklich, waren wir dann am Ziel und konnten unsere ‚Finisher Medaillen‘ entgegen nehmen. In diesem Fall waren das schöne beschriftete Holzwürfel.
Zwar haben wir uns immer mal wieder gefragt warum wir uns das antun, aber erstens haben wir – wie zu Anfang erwähnt – einen verdam… eh sorry….einen sehr guten Grund und zweitens haben wir uns schon auf der Rückfahrt nach Hause soweit erholt, dass wir der Meinung waren, das müssten wir unbedingt wiederholen.
Noch einmal vielen Dank Weitra, vielen Dank an das Team von Race around Niederösterreich und natürlich an Stefan, Thom und Thorsten.