Dass es mehr als vier gut trainierte Radfahrer braucht, um den amerikanischen Kontinent non-stop von West nach Ost zu durchqueren, dürfte jedem klar sein. Die organisatorischen Herausforderungen, auch während des Rennens, werden vom Organisator sogar explizit als Teil der RAAM-Challenge definiert. Darum hier mal ein Bericht über die Vorbereitungen jenseits des Radtrainings.
Die RAAM-Organisation gibt einiges vor. So muss jedes Radteam mindestens zwei Support Vehicles haben, davon mindestens eines als Followcar, für das besondere Maximalgrößen gelten. Außerdem werden mindestens vier Leute Crew gebraucht, je zwei pro Auto, mit einem gültigen Führerschein für das entsprechende Fahrzeug.
2019 nehmen 40 Solo-Fahrer und 37 Teams mit insgesamt 168 Fahrern teil. Von den 19 4er-Teams kommen übrigens 4 aus Deutschland. Da sind natürlich weitere Regeln notwendig um die Sicherheit aller Teilnehmer und Chancengleichheit zu gewähren. Im Gear Book werden auf 64 Seiten die Abläufe rund um das Rennen und die Anmeldung erklärt. Die Regeln selber sind im Rules-Dokument auf 61 Seiten dargestellt: von den Vorgaben für Followcars und Räder bis hin zu den erforderlichen Dokumentationen an den Time Stations. Das müssen die Teilnehmer (Radfahrer und Crew) alles präsent haben, denn für Nicht-Beachtung gibt es Zeitstrafen, oder in Extremfällen sogar die Disqualifizierung.
Außerdem gibt es noch die RAAM-Website, auf der die Radfahrer diverse Angaben zu machen haben und auch das Team vorgestellt wird. Nochmal danke an Susanne für die schönen Fotos!
Was machen wir konkret? Wir haben ein Support-Team von 12 Leuten und werden mit vier Autos unterwegs sein: einem großen und einem kleinen Wohnmobil und zwei Followcars. In dem großen Wohnmobil können sich die nicht aktiven Radfahrer erholen, in dem kleinen hoffentlich auch mal das jeweilige Supportteam. Die 12 Leute haben wir in drei 4er-Teams aufgeteilt, die zwischen den unterschiedlichen Autos wechseln werden. Die Radfahrer sind in zwei 2er-Teams organisiert, die sich jeweils eine 8-Stunden-Schicht untereinander aufteilen. Das zweite Followcar kann in der Zeit tanken oder Einkäufe erledigen und steht bereit, falls Radfahrer oder Followcar ein Problem haben.
Die Supportcrew bestand initial aus Partnern der Radfahrer und Mitgliedern von „Radeln für Kinder“. Dazu kamen dann Arbeitskollegen und bekannte Radfahrer. Auf dem Weg haben wir auch unseren Crew Chief Peter kennengelernt, der ebenfalls wieder Kontakte hatte, die bereit sind, uns zu unterstützen. In mehreren Treffen wurde dann erst einmal geschaut, ob die Chemie in der Gruppe stimmt – immerhin werden wir eine gute Woche auf sehr engem Raum unter Stress miteinander auskommen müssen. Parallel dazu gab es immer wieder Treffen im kleinen und größeren Kreis mit ehemaligen RAAM-Teilnehmern zum Erfahrungsaustausch; nicht zu vergessen die Treffen, bei denen Automodelle aus Papier und Salzstreuer als Radfahrer auf dem Tisch hin- und hergefahren wurden, um die Wechselstrategie festzulegen.
Für insgesamt 16 Leute sind dann natürlich in Oceanside und Annapolis Unterkünfte zu buchen, und auch die jeweiligen Flüge. Jeder braucht ein esta für die Einreise in die USA und sicherheitshalber auch einen internationalen Führerschein. Die Autos zu buchen (alles One-Way!) war auch aufwändiger als gedacht.
Wir wollen bei offiziellen Anlässen natürlich als Team erkennbar sein, daher wurden Team-Polos entworfen und für jeden bestellt. Die Radfahrer haben ein individuelles „Radeln für Kinder“-Trikot, das hoffentlich auch noch vor dem Rennen ankommt... Damit man uns auch sonst nicht übersieht, sind auch Autoaufkleber (natürlich abziehbare, die Autos sind ja gemietet) bestellt.
Diese ganzen Dinge zahlen wir übrigens aus eigener Tasche, Eure Spenden unterstützen zu 100 Prozent unsere Charity.
Für die Followcars sind von der RAAM-Organisation Warnleuchten auf dem Dach vorgeschrieben, außerdem empfehlen sich unterschiedliche Boxen für die schnelle Auffindbarkeit von Ersatzteilen, Proviant, Ersatzbatterien, Verbandszeug,...In jedem Auto werden auch unterschiedlichste Elektrogeräte zu laden sein: vom Laptop mit der Navigationssoftware über diverse Handies, Fahrradcomputer, Akkus für Leuchten... Dafür kriegt jedes Auto noch eine separate Elektroausstattung, für die wir vorher erhoben haben, was so alles mitgeführt wird. Von dem Zubehör können wir einiges von einem früheren RAAM-Team übernehmen, den Rest kaufen wir dann in Oceanside.
Apropos mitführen: auch wenn wir vier Autos haben: 16 Koffer plus 6 Radkoffer (wir nehmen zwei Ersatzräder mit) passen nicht in die Autos, wenn man sich darin noch bewegen will. Radkoffer kann man vom RAAM-Team nach Annapolis transportieren lassen, beim Gepäck muss jeder schauen, dass er es möglichst klein hält und für das Tagesgepäck (wir wechseln ja zwischen den Autos) eine kleine Tasche oder einen Rucksack dabei hat. Darein gehört dann aber auch der persönliche Schlafsack, die vorgeschriebene Warnweste und Reflektorbänder für die Nacht und die Kopfleuchte, damit man auch nachts noch das Routebook lesen kann.
Die Radfahrer kümmern sich derweil um ein sinnvolles Set an Ersatzteilen, ein Kommunikationssystem zwischen Auto und Radfahrer, Radbeleuchtung, die den Vorschriften entspricht etc.
Unser Crew Chief hat unterdessen die offiziellen Termine vereinbart: Inspektion von Autos und Fahrrädern, Helmen, Radschuhen, offizieller Fototermin, Informationstermine für Crew Chiefs und Crews - uns wird in der Woche vor dem Rennen nicht langweilig werden.